Regenbogenleopardenleggings

Letzte Woche war ich in der Stadt, um mich um Unizeugs zu kümmern und natürlich, um kurz ein Paar Besorgungen zu machen. Oder, um sinnlos durch Läden zu stöbern, in der Hoffnung, etwas Kaufbares zu finden, dass man ja „seit so langer Zeit“ schon gesucht hat. Naja, wollen wir nicht übertreiben, an besagtem Tag war es gar nicht so schlimm.
Mit dem Auftrag meiner Mutter, einen passenden Nagellack für ihr Kostüm zu kaufen (ja, liebe Männer, das ist wichtig) ging ich in den nächstbesten Drogeriemarkt.
Von der doch recht großen und umso bunteren Faschingsreklame (für alle anderen deutschsprachigen Regionen: Karneval, Fastnacht – sucht euch was aus) angezogen, rollte ich ins Erdgeschoss in die Kinderabteilung. Vorherige Jahre haben mir immer wieder gezeigt, dass man zur Faschingszeit interessante Schnäppchen machen kann, oder allgemein praktisches findet. Natürlich für den normalen Alltag, da ich es vorziehe mich zur Narrenzeit im Haus zu verstecken, bis der ganze Wahnsinn vorbei ist.
Ich schlich also durch die Regale, ein Artikel bunter und nach Plastik stinkender als der andere, bis ich endlich auf THE ONE traf. Kennt ihr das, wenn ihr in einen Laden geht, eigentlich nichts braucht und dann dieses „Hallelujah!“-Gefühl habt? Wenn nicht, auch egal. Aber genau das hatte ich.
Da lag sie vor mir, lieblos eingepackt: Eine Strumpfhose in Regenbogenfarben mit Leopardenprint (das gute Stück ist auf dem Titelbild zu sehen). Ich musste nicht mehr als wenige Sekunden überlegen und ZACK trug ich sie zur Kasse mit dem danach gefundenen Nagellack.
Jetzt denkst du dir wahrscheinlich: „Ähm ja… und?“
Bis hierhin klingt es wenig spannend, das gebe ich zu, aber der Kauf hat mir einiges gezeigt.

 

1. Ich trage und sehe aus, wie ich möchte
Das war lange Zeit keine Selbstverständlichkeit. Früher stand ich lange vor meinem Kleiderschrank und habe mich gefragt, ob ich dieses oder jenes anziehen kann. Ob ich damit rausgehen sollte, oder ob mich dann draußen jeder komisch anschaut.
Ob vielleicht Klassenkameraden blöde Sprüche reißen (was hin und wieder passiert ist), oder ob Fremde über mich lästern?
Und wenn ich in Geschäften etwas in der Hand hielt und darüber nachdachte, ob ich es kaufen sollte, war immer die erste Frage, ob ich das überhaupt anziehen werde, weil, wann kann man sowas schon anziehen?
Und soll ich mich stärker schminken oder eher weniger? Lieber nicht auffallen… Die Schuhe, oder doch die neutralen?
Heute denke ich mir: „Ui, das gefällt mir, das zieh ich an / das kaufe ich / so schminke ich mich jetzt!“
Ganz ehrlich, wenn die Leute blöd glotzen wollen, dann machen sie das so oder so, meistens kann man gar nichts dafür. Wenn andere eure Person oder eure Erscheinung kommentieren wollen, dann werden sie das auch machen. Die finden auch immer was, wozu sie ihren Senf geben können.
Das ist lästig, natürlich, aber das sollte niemanden davon abhalten das zu tragen und zu machen, worauf er Lust hat.
Einige werden jetzt denken: „Oh Mann, es gibt doch Wichtigeres als Kleidung, Make-Up etc.“
Ja, klar. Aber wenn ich die Welt rette, will ich auch gut dabei aussehen 😉

 

2  One Size Fits Most – Willst du mich verarschen?
Zu Hause angekommen probierte ich das gute Stück natürlich sofort, weil ich so begeistert davon war, als mir bewusst wurde, dass ich vergessen hatte auf die Größenangabe zu schauen. Normalerweise nehme ich bei Strumpfhosen und Leggings immer M, gerne auch XL. Ich bin zwar schlank, aber habe einen doch gut sichtbaren Hintern und von Natur aus ein breites Becken.
Vor der Anprobe also sah ich auf die Größenauszeichnung und las ein „One Size Fits Most“ – nun ja, immerhin sind sie nicht ganz optimistisch und glauben, dass 55kg-Frauen und 155kg-Frauen in die gleichen Klamotten passen.
Nun gut, versuchen wir also unser Glück.
Und was soll ich sagen? Ich konnte sie mir bis zur Mitte der Oberschenkel ziehen. Mehr ging nicht. Ende Gelände.
Na, super…
Wer denkt sich sowas eigentlich aus, dass ein Kleidungsstück allen Größen passt und dann vorallem auch allen steht? Das klingt mehr nach Magie und weniger nach Realismus? Wozu wurden den Größentabellen erstellt? Damit wir uns jetzt alle in die gleichen Maße quetschen, oder was?
Glücklicherweise wurde mir schnell klar, dass es das verwendete Material überleben würde, wenn ich die Füße abschneide, um aus der Strumpfhose eine Leggings zu machen.
Und das tat ich dann natürlich auch sofort.
Mit einem sehr guten Ergebnis.
Aber ganz ehrlich, die Frau, die da rein passt, darf nicht größer als 1,50m und nicht schwerer als 40kg sein. Also…eine Strumpfhose für Erwachsene, die eigentlich auf Kinder zugeschnitten wurde – sehr toll.

 

3. Manchmal kann man Glück doch kaufen
Diese Leggings zu kaufen hat mich einfach enorm fröhlich gemacht. Es ist ein schönes buntes Teil und sobald es etwas wärmer wird werde ich es gerne anziehen. Außerdem ein schöner neuer Schatz für meine Strumphosen- und Leggingssammlung. Ja, die hab ich wirklich. Aktuell insgesamt wohl um die 60 Paar. Nur eine grobe Schätzung.
Aber nachdem ich das Passformproblem gelöst hatte, hab ich natürlich sofort Bilder gemacht, auch mit dem Hintergedanken genau diesen Blogeintrag hier zu verfassen. Ich wollte meine Fröhlichkeit einfach mit der Welt teilen. Das waren gut angelegte 7,99€!
Man sollte sich nicht auf Materielles versteifen, aber manchmal auch nicht vergessen, dass es nicht falsch ist, sich an einem neuen Kleid, Lippenstift, Schuhen oder neuen Kissenbezügen zu freuen.

 

4. Goths dürfen Teil des Regenbogens sein
Ja, ich zähle mich ja mehr oder minder zu dieser schwarzen Subkultur hinzu, das hält mich aber nicht davon ab, Einhörner und Regenbögen großartig zu finden.
Niemand steckt mich in eine Schublade.
Und es gibt auch keine Gothic-Polizei, die dann mit Sargdeckeln wedelt und alle anschreit, die gegen Pseudo-Regeln verstoßen haben. Nein, man muss nicht immer komplett schwarz durch die Gegend laufen.
Bisschen Farbe ist doch manchmal ganz nett.

 

Fazit: Füllt euer Leben mit mehr Dingen, die ihr schön findet.
Machts einfach.
Jetzt!