Männer, schwingt die Hüften!

Hallo liebe Leser,

aus gegebenen Anlass dachte ich mir es wäre wieder ein Blogeintrag fällig. Der gegebene Anlass: Ich habe heute einen dreistündigen Workshop gehalten. Aber nicht irgendeinen, sondern vielleicht doch etwas besonderes: Drei tapfere Männer haben den Grundstein für meinen ersten Bauchtanz-Männer-Workshop gelegt. Untermalt wurde das Ganze von Klängen aus dem Bereich Gothic und Metal.

So, hier vielleicht erstmal die Beantwortung der Frage: „Warum?“:

Naja – warum denn nicht? Für mich ist Tanz, egal welcher Art, nicht für ein Geschlecht limitiert. Demnach haben auch Frauen kein Bauchtanzexklusivrecht. Seit einiger Zeit schon spiele ich mit dem Gedanken auch Männer zu unterrichten, einfach weil ich Lust darauf hatte und der Meinung bin, dass einfach zu wenige Herren tanzen. Die meisten könnten es tatsächlich, trauen sich aber nicht oder sind der Meinung, es wäre nicht „männlich“ genug. Oder – den Fall gibt es auch – sie haben es einfach noch nie ernsthaft versucht. Frauen hingegen werden meistens mehr oder minder im Laufe der Zeit zum Tanzen gebraucht, weil Frau an sich ja auch tanzen muss. Und dann wird die typische Laufbahn abgeklappert: Tanzkurs mit 16, die Hüften schwingen mit Freundinnen im Club und dann hin und wieder noch ein Auffrischen der Kenntnisse für gewisse Feiern, um nicht wie ein Stock auf dem Parkett zu stehen. Die Herren hingegen scheinen sich meistens doch etwas besser davor drücken zu können: Tanzkurs mit 16 ist nur rellevant, wenn man zu dem Zeitpunkt auch eine Freundin hat. in den Clubs hält man sich lieber an seinem Bier fest und beobachtet die mit dem Hintern wackelnden Damen und vielleicht gibts dann noch einen Hochzeitstanzcrashkurs (boha, das sieht so falsch aus, schreibt man das so?). Gut, das ist nun wahrscheinlich ein grauenhafter Stereotyp, den ich gerade erschaffen habe. Fakt ist, von Frauen wird erwartet, dass sie tanzen, von Männern nicht. So ganz habe ich das noch nicht verstanden. Ich hatte auch schon Mädels in meinem Unterricht und in meinen Workshops, die zugebenen habe, dass sie einfach nie tanzen. Auch nicht, wenn sie Abends Mal weggehen.

Als ich die Werbetrommel gerührt habe für meinen Männer-Workshop waren die Reaktionen der Angesprochenen doch recht unterschiedlich. Eine Antwort war „Was? Ich? Neee….lass Mal, das ist nichts.“ Andere hingegen waren: „Schon irgendwie interessant, aber keine Zeit/kein Geld.“ Und drei Herren konnte ich glücklicherweise überzeugen. Was ich aber allgemein festgestellt habe, keine der Reaktionen war „Spinnst du? Ich? Ich bin doch keine Frau, warum soll ich denn sowas machen?!“ Eigentlich waren alle sehr aufgeschlossen, das fand ich wirklich schön. Ich glaube, der Trend geht wirklich dahin, dass sich auch Männer zum Bauchtanz trauen, ich bin auf jeden Fall auf sehr viel Interesse gestoßen. Mein großes Vorbild im Männer unterrichten ist übrigens Ida Mahin, die ihr Studio in Augsburg hat. Mittlerweile sind auch einigen Herren in ihren Kursen, die zusammen mit ihr auftreten. Das finde ich mega cool!

Lustigerweise gab es heute die gleichen Probleme, auf die Mädels auch immer stoßen. „Wie, wohin jetzt das Bein, und wie machst du das mit der Hüfte?“. Ganz ehrlich: Ich konnte keinen Unterschied festellen, Männern Bauchtanz beizubringen ist genauso, als würde man es Frauen beibringen. Koordinationsprobleme gibt es bei den Damen genauso, schließlich sind viele Bewegungen neu, oder ungewohnt und bis man das alles auf die Reihe hat, wohin mit dem Arm, wohin die Hüfte, wohin den Fuß, das dauert ein wenig.

Was mir allerdings als Unterschied aufgefallen ist: Die Herren haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Frauen sind meistens sehr schnell so: „Oh Gott, ich kann das nicht, warum klappt das nicht, aber ich muss das doch können!“ Und sind einfach schrecklich schnell frustriert, auch wenn sie es das erste Mal in ihrem Leben probiert haben. Wie meine Mama immer sagt: Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Mama hat ja eigentlich immer recht. Okay…nicht immer, aber meistens. (Und falls du das liest: Ohne mich hätten wir den Turnklubb in Hannover nicht gefunden, weil du in die entgegengesetzte Richtung gelaufen bist, manchmal hab auch ich recht!). Was ich auch ziemlich gut fand: Wenn ich Mal kurz Pause gemacht habe, um ein neues Lied zu suchen, oder einen Schluck zu trinken, haben sie weitergeübt. Das fand ich ziemlich gut. Bei den Damen ist das meistens so „Sie gibt mir keine Anweisungen mehr, dann bleib ich jetzt stehen und warte, bis ich neue Befehle habe“.

Fazit:

1. Unterrichten ist großartig!

2. Männer, traut euch zu tanzen, egal was! Vielleicht ist es ja nichts für euch, aber probierts wenigstens.

3. Meine Damen, seit nicht immer so verzweifelt, wenn das Tanzen Mal nicht klappt: Einfach weiter üben, das wird schon!

Mein Ziel wird es ab jetzt sein, dass es in meinen Kursen irgendwann normal sein wird, dass sowohl Männer, als auch Frauen vor mir stehen, die zusammen Bauchtanz machen.

Zum Schluss: Danke meine lieben Herren, dass ihr heute dabei wart ❤

Veröffentlicht von

aurynoriental

Bachelor of Arts, Tänzerin und Tanzlehrerin im Bereich orientalischen Tanz. Schwerpunkte: Tribal Fusion, Dark Fusion, Belly Dance Fusion Studium: Bachelor of Arts 1. Hauptfach Germanistik, 2. Hauptfach Kunstgeschichte Tanz: StepOn Instructor (Tanzfort- und Weiterbildung im Scarabeo Palace in Nürnberg)

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